Marienmonat Mai
Als ich einmal in der Marienkapelle der Jesuitenkirche saß, ging mein Blick nach oben und ich bemerkte die vielen Bögen, die aus diesem Blickwinkel sichtbar werden: Bögen, die wie Brücken sind und ineinandergreifen. Unmittelbar kam mir ein Gedicht von Rainer Maria Rilke in den Sinn, in dem er einen „jener Bögen aus Gottes großem Brücken-Bau" besingt.
Dieses Gedicht enthält tiefe geistliche Weisheit. Maria, die Mutter des Herrn, könnte sie uns zuflüstern:
Solang du Selbstgeworfnes fängst, ist alles
Geschicklichkeit und lässlicher Gewinn –;
erst wenn du plötzlich Fänger wirst des Balles,
den eine ewige Mit-Spielerin
dir zuwarf, deiner Mitte, in genau
gekonntem Schwung, in einem jener Bögen
aus Gottes großem Brücken-Bau:
erst dann ist Fangen-Können ein Vermögen,–
nicht deines, einer Welt. Und wenn du gar
zurückzuwerfen Kraft und Mut besäßest,
nein, wunderbarer: Mut und Kraft vergäßest
und schon geworfen hättest.... (wie das Jahr
die Vögel wirft, die Wandervogelschwärme,
die eine ältre einer jungen Wärme
hinüberschleudert über Meere –) erst
in diesem Wagnis spielst du gültig mit.
Erleichterst dir den Wurf nicht mehr; erschwerst
dir ihn nicht mehr. Aus deinen Händen tritt
das Meteor und rast in seine Räume...
(Rainer Maria Rilke, Die Gedichte 1922-1926)
Bruno Niederbacher SJ, Jesuitenkolleg Innsbruck
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