Predigt am Ignatiustag im Ignatianischen Jahr (500 Jahre Bekehrung des Hl. Ignatius) und im Petrus-Canisius-Jahr (500. Geburtstag)
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Was erfüllt mich? Erfüllt mich das, was mein Leben ausfüllt? Wofür lebe ich?
Fragen, die man sich stellen sollte, wenn man nicht frustriert oder gar ausgebrannt durch's Leben gehen will, und die auch für Nachfolge wichtig sind, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die beiden Jüngern aus dem Johannes Evangelium (Joh 1,35-39), die da auf den Fingerzeig des Täufers Jesus nachschleichen und dann bleiben, aus Frustration geblieben sind! Die müssen doch etwas für ihr Leben Erfüllendes entdeckt, gefunden haben!
Also, wozu leben wir? Oder: Wozu sind wir auf Erden?
Wer eine vorkonziliare religiöse Erziehung erfahren hat, wittert jetzt Gefahr: das klingt nach dem überholten Katechismus-Frage-Antwort-Schema!
Und: Wozu sind wir auf Erden? War die alles eröffnende Frage und es folgten dutzende weiterer Fragen, deren Antworten auswendig gelernt sein wollten, ob man wollte oder nicht!
Dass es so etwas wie einen Katechismus gibt, ich glaub, ich hab das irgendwann mal im Reli-Leistungskurs mitbekommen, also relativ spät und unter der Rubrik Kirchengeschichte, nach dem Motto, das war mal die gängige Form der Glaubensvermittlung, aber einen Katechismus pauken musste ich nie!
Der Hl. Petrus Canisius, der Patron unserer Diözese und seit April auch der Patron der neuen Zentraleuropäischen Jesuitenprovinz (A, CH, Lit, D), wäre wahrscheinlich entsetzt, denn sein Katechismus war über Jahrhunderte der katholische Bestseller schlechthin!
Er ging in hunderte von Auflagen, wurde aus dem lat. Original in die europäischen Volkssprachen bis hin zum Japanischen und Äthiopischen übersetzt, es gibt eine Lang- und eine Kurzfassung und er wurde kreativ für jedes Bildungsniveau aufgelegt, als Bilderbuch für Analphabeten, in Silbentrennschrift für Leseeinsteiger und mit biblischen und patristischen Belegstellen für Akademiker.
(NB: Ich weiß das alles über DDr. Matthias Moosbrugger, Kirchenhistoriker hier in unmittelbarer Nachbarschaft an der Fakultät, der ein wunderbares Buch über Petrus Canisius geschrieben hat. Ich bekomme keine Prozente, aber ich kann Ihnen das Buch sehr empfehlen, es ist einfach spannend geschrieben!)
Werbeblock Ende, ein Religionsbuch, das uns allen, das uns kollektiv hilft, Glaubenswissen nicht verdunsten zu lassen, ich fände es charmant und ich vermute, der Hl. Ignatius wäre begeistert!
Was sollte es uns schaden, wenn wir alle aus dem „FF" die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit aufsagen könnten, die göttlichen Tugenden und die Kardinaltugenden, die Gaben und die Früchte des Heiligen Geistes, das Gloria ebenso wie das Credo, aber vielleicht ist dieser Ansatz wirklich aus der Zeit gefallen, nicht mehr zeitgemäß, selbst wenn Fernsehsendungen wie „Wer weiß denn sowas?", also Quizshows boomen, wo lexikalisches Wissen punktet und beeindruckt.
In unserer Zeit nicht mehr auf der Bestsellerliste zu stehen, ich hoffe, der Hl. Canisius würd's überwinden, aber ich bin mir sicher, er würde sich freuen, dass ein anderes Buch die Zeit überdauert hat und in unserer Zeit sogar eine Renaissance erlebt hat: das Buch, das ihn in die Gesellschaft Jesu brachte, das Exerzitienbüchlein des Hl. Ignatius.
Wiederum, wer in vorkonziliarer Zeit in die Gesellschaft Jesu eintrat, erzählt: Die Exerzitien wurden nicht einzeln begleitet gegeben, sondern großen Gruppen gepredigt, da verpuffte natürlich einiges von der Kraft, die in dieser Anleitung steckt, den ganz persönlichen Zuspruch Gottes zu hören, den ganz persönlichen Nachfolgeweg zu entdecken.
Jedenfalls eine Anleitung zur Nachfolge, die Weltengagement und Innerlichkeit verbindet, die in Aktion und Kontemplation keine Gegensätze sieht, sondern im Handeln Gott verinnerlicht und entdeckt, das kam Petrus Canisius entgegen!
Er hatte seinen Platz gefunden, das, was ihn erfüllt, den Ort seiner Hingabe, anders kann ich es mir seine Schaffenskraft nicht erklären!
Einen Blick ins Exerzitienbüchlein, dem Berufungsbüchlein des Hl. Petrus Canisius, möchte ich mit Ihnen noch werfen, denn in der Nr. 23, einem grundlegenden Text für das ganze Buch, hat mich der Hl. Ignatius, ohne dass ich es wusste, weil ich eben keine Katechismuserziehung erfahren habe, mit einer Katechis-musantwort verzaubert. Ohne die Wozu-Frage explizit zu stellen, eröffnet er die Nr. 23 mit der Antwort auf die Wozu-Frage: Der Mensch ist geschaffen, Gott Unseren Herrn zu loben, Ihm Ehrfurcht zu erweisen und zu dienen, und mit-tels dessen seine Seele zu retten.
Ich habe diese Eröffnung jahrelang einfach nur überlesen, weil die Nr. 23 relativ lang ist und im weiteren Text einigen Stoff zum Knabbern bietet. Aber vor ein paar Jahren blieb ich an der zitierten Eröffnung „hängen", staunend, fasziniert, von einem Wort, das ich so lange übersehen hatte. Ich hielt plötzlich inne und dachte mir: Wie schön ist das denn! Ich darf Lobgesang sein, mein Leben soll ein Lobgesang werden, das wünscht mir Gott!
Es ist eine tiefe Sehnsucht in mir, das zu verinnerlichen, zu erfassen, zu leben, mehr und mehr, ignatianisch gesagt, hier sehe ich ein, mein Magis!
Liebe Schwestern, liebe Brüder, es ist wichtig, den Ort seiner persönlichen Ganz-hingabe zu suchen, zu finden, das zu tun, was das eigene Leben erfüllt, denn dann holt das Ziel, wozu wir da sind, uns von selbst ein, dann werden wir Lobgesang!
Wie schön wäre das, Nachfolge, Nachfolgende, wir alle, ein Chor von Lobgesang! - Amen.
P. Bernhard Heindl SJ
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Jesuitenkirche Innsbruck