Das erste Zeichen

Predigt zum Nachlesen von P. Bruno Niederbacher SJ

Symbol

Das erste Zeichen

Die Erzählung über die Hochzeit zu Kana kann verschiedene Reaktionen auslösen.
• Manche werden witzeln und sagen: „Wann ist der Wein ausgegangen? Bevor oder nachdem Jesus mit seinen Jüngern gekommen war? Nachher! Und was sagt das über ihn und seine Jünger? Tja, nicht umsonst ist er als ‚Fresser und Weinsäufer' (Mt 11, 19) verschrien."
• Andere werden tatsächlich den Schluss ziehen: „Wenn Jesus auch mal so richtig gefeiert hat, und reichlich Wein geflossen ist, dann wird Gleiches wohl auch für uns in Ordnung sein. Dann dürfen auch wir es so richtig krachen lassen."
• Wieder andere werden sich aufregen und sagen: „Wie kann Jesus nur für sage und schreibe 600 Liter Wein sorgen? Weiß er nicht, welche Probleme Alkohol anrichtet? Er hätte auf der Hochzeit eine Alternativbar eröffnen sollen: Karottensaft, Granatapfelsirup und Buttermilch."
All das hat freilich mit der Erzählung über die Verwandlung zu Kana wenig zu tun. Sie ist vielmehr ein Zeichen. Das erste Zeichen. Man könnte sagen: Das wichtigste Zeichen. Ein Zeichen steht nicht für sich. Es will uns auf etwas hinweisen. Aber auf was?
1. Der Rahmen ist eine Hochzeit.
Hochzeit ist eines der Lieblingsbilder Jesu für Gottes Reich. Hochzeit steht für die Erfahrung, geliebt zu sein und zu lieben. Reich Gottes ist, sich von Gott geliebt wissen und sich schenken können. „Der Herr hat an dir seine Freude", schreibt Jesaja (62,4-5), und: „Wie der Bräutigam sich freut über die Braut – und die Braut sich freut über den Bräutigam (so ergänze ich) – so freut sich dein Gott über dich." Mit diesem Gedanken im Kopf beginne ich meinen Tag und meine Gebete: dass Gott mit Liebe und Freude auf mich schaut.
2. Zweitens zeigt diese Erzählung auf die Krisen unseres Lebens.
„Sie haben keinen Wein mehr". Wer kennt diese Erfahrung nicht?
• Wenn die Lebensfreude schleichend oder plötzlich auszieht und es richtig zäh wird.
• Wenn der Rausch und das Prickelnde der Liebe vergeht und man nebeneinander herlebt.
• Wenn der Schwung, mit dem man eine Arbeit begonnen hat, abhandenkommt.
• Wenn das religiöse Leben trocken wird wie die Wüste, das Ödland.
„Sie haben keinen Wein mehr." Wir kennen das. Auch Jesus kennt das, wenn er am Kreuz ruft: „Mich dürstet." Die Bibel spricht diese Erfahrungen an. Sie ist realistisch. Aber sie ist nicht pessimistisch.
3. Sie bietet eine Lösung an.
Die Mutter Jesu sagt: „Was er euch sagt, das tut." Was sagt Jesus? Er sagt: „Füllt die Krüge mit Wasser." Zuerst frage ich etwas protestierend: „Was hat das mit meinem Problem zu tun? Der Wein geht aus, und ich soll Krüge mit Wasser füllen? Das ist doch keine Lösung." Aber bei weiterem Nachdenken fällt mir auf: Was Jesus sagt, ist eigentlich nicht schwierig. Krüge mit Wasser füllen, das kann ich. Das überfordert mich nicht. Krüge mit Wasser füllen, das sind die kleinen alltäglichen Übungen:
• In Beziehungen: Einmal drücke ich eine Wertschätzung für dich aus. Einmal bitte ich dich um Verzeihung. Einmal unternehmen wir etwas... All das ist nicht schwer.
• Auch im geistlichen Leben: Ich nehme mir Zeit, auf den Herrn zu hören, täglich ein bisschen Zeit. Hören, was er sagt. Und ins Gespräch kommen. Ich fülle die Krüge mit den Wassern meines Lebens, auch mit dem Wasser meiner Tränen. „Sammle meine Tränen in deinen Krug", bittet der Psalmist (56,9).
Ich tue das Menschliche, und Gott tut das Göttliche. So geschieht Verwandlung.
4. Schließlich ist dieses Evangelium ein Hinweis darauf, wer Gott ist.
Manchmal frage ich mich: Wird mein Leben mit Gott gelingen? Werde ich nicht überall zu kurz kommen, wenn ich mich ihm überlasse? Wird der Wein reichen, wenn ich ihn großzügig mit anderen teile? Sollte ich nicht mehr auf mich schauen? Das Evangelium antwortet: Nein! Gott ist kein Geizhals. Gott ist kein Mister Scrooge im Großformat (bei Charles Dickens, Christmas Caroll). Am Ende fließen nicht 6, sondern 600 Liter: Fülle, geradezu Überfluss an Freude, Güte, Liebe, Leben. Auferstehung. Ewiges Leben. Das ist unser Gott. Das Wunder von Kana steht am Anfang der Zeichen Jesu. Möge dieses Vertrauen auf den überfließenden Reichtum Gottes auch am Anfang unserer Tage stehen: dass Gott die Wasser unserer Bemühungen in den Wein der Freude wandelt. Amen.

P. Bruno Niederbacher SJ


Bild: Bruno Niederbacher SJ

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