Ostern, eine Friedenszusage

Predigt zum Nachlesen von P. Bernhard Heindl SJ

Symbol

Liebe Schwestern und Brüder!

Sie sind hierher gekommen, dass wir gemeinsam Ostern feiern können, das größte, das wichtigste Fest unseres Glauben! Sie haben mit Ihren Fußen ein kleines Glaubensbekenntnis abgelegt:
Ja, es bedeutet mir etwas, an Gott zu glauben! Ich stehe an diesem Morgen früh auf und gehe in die Kirche, das ist es mir wert, das ist mir wichtig!

Wie feiern säkularisierte, vielleicht sogar antireligiöse Menschen Ostern? Nicht wenige legen auch mit ihren Füßen ein kleines Glaubensbekenntnis ab und nehmen an sog. Oster-, an Friedensmärschen teil. Ich vermute in diesem Jahr, wo wir einen neuen Krieg zu beklagen haben, der von einer Atommacht vom Zaun gebrochen wurde, werden sich viele auf den Weg machen. Die Schnittmenge, die uns hier in der Kirche mit denen vereint, die an Ostermärschen teilnehmen, ... ist der Friedenswunsch, unsere Friedenssehnsucht.
Frieden, ein zerbrechliches Gut! Wie schnell kann Feindseligkeit ein friedliches Miteinander zerstören, die Atmosphäre vergiften! Ein Mensch genügt, um alles zum Kippen zu bringen. Über einen Menschen, heißt es im Römerbrief, kam die Sünde in die Welt, über Adam (Röm 5,21). Man sollte die Wirkung eines Menschen auf das Weltgeschehen, auf Alles nicht unterschätzen. Im Negativen nicht, aber auch im Positiven nicht: Denn wir bekennen Jesus Christus als wahren Gott und als wahren Menschen. Was Jesus uns an wahrem Menschsein vorgelebt hat, muss die Welt jedenfalls nicht fürchten!

Frieden, ein hohes Gut! Im Buch der Psalmen steht: "Meide das Böse und tu das Gute, suche Frieden und jage ihm nach!" (Ps 34,15) Frieden, was die einen von der Politik erwarten, fordern, das tragen wir an Gott heran: Ja, schenk uns Deinen Frieden, einen Frieden, "den die Welt nicht geben kann"! Glaube, das ist für mich: Einer Friedenszusage, einem Friedensversprechen Glauben schenken. Jesus möchte, dass wir über den Glauben an Gott ... Frieden finden. In den Abschiedsreden, unmittelbar vor Jesu Leiden und Auferstehung, fällt dieser Satz, den der Priester in jeder Eucharistiefeier für alle erinnert: "Der Herr hat zu den Seinen gesagt: Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch" und bei Johannes steht dann weiter: Frieden, ... "nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht." (Joh 14,27)

Es kommt für mich nicht von ungefähr, dass der Auferstandene genau diesen Wunsch, diese Sehnsucht aufgreift, wenn er sich den Seinen in neuer Gestalt zu erkennen gibt und sie grüßt mit: "Der Friede sei mit Euch!" (Joh 20,19.21) Dieser Gruß, dieser Wunsch wird geradezu zum Erkennungszeichen des Auferstandenen. Diese wenigen Worte sagen, drücken für mich aus: Ich will Euch nichts Böses, im Gegenteil, ich komme eurer tiefsten Sehnsucht entgegen: Frieden, Frieden im Herzen! Diesen wenigen Worten - Der Friede sei mit Euch! - traut Jesus einen Wiedererkennungseffekt zu und diese wenigen Worte schlagen die Brücke von seinen ersten Jüngerinnen und Jüngern bis hin zu uns: Glaubt mir, ich wünsche euch Frieden im Herzen!

Was raubt uns immer wieder den Frieden aus unseren Herzen? Wo wünsche ich mir den Erkennungsgruß des Auferstandenen in meinem Innersten hören zu dürfen: Der Friede sei mit Dir!
Es gibt eine ganze Palette von Befürchtungen: von Kriegsangst bis Krankheitsangst, über die ich mich nicht leichtfertig hinwegsetzen möchte. Vielerlei Ängste können uns befallen, unser Herz beunruhigen und verzagen lassen!

Aber selbst, wenn das Leben in ruhigen Bahnen läuft, gibt es eine Angst, die mich immer wieder beschleichen kann: Macht das, was ich mache Sinn? Lebe ich erfüllt?
Das, was ich meine, ist nicht einfach mit der Angst zu kurz zu kommen abzutun, die mag mit reinspielen. Aber die Frage nach dem Lebenssinn reicht für mich tiefer, ist existentieller:
Habe ich meinen Lebenssinn gefunden oder verbringe ich mein Leben im Modus des Absolvierens?
Leiste ich ab, ... um zu, ... um irgendwann endlich zum Eigentlichen kommen zu dürfen, zu finden?
Füllt das Eigentliche mein Leben schon aus oder bin ich immer noch auf dem Zuweg zum Eigentlichen oder im Wartezimmer meines Lebens?

Inneren Frieden finden, ein erfülltes Leben leben dürfen. Das ist für mich ein existentieller, ein spiritueller und ich will jetzt nicht Kriegs-, aber doch Kampfplatz sagen, der sich immer wieder auftut, solange ich nicht aus dem Modus des Absolvierens heraustrete, des Ableistens, um irgendwann zum Eigentlichen, um irgendwann das Eigentliche leben, erleben zu dürfen.

Das Jetzt möglichst schnell, reibungslos, kraftsparend hinter mich bringen, damit das Eigentliche erreichbar wird. Ein Lebensberater, dessen Bücher ich sehr schätze, Friedemann Schulz von Thun, schreibt: "Wenn ich ständig die Diskrepanz von Ist und Soll vor Augen habe, dann generiert dies ein defizit-orientiertes Lebensgefühl." (Erfülltes Leben, S. 139)

Ein defizit-orientiertes Lebensgefühl, das wäre das Letzte, was ich wünschte, dass es der Glaube an Gott in uns hervorruft!
Wir feiern Ostern ... und einer tritt ins unsere Mitte und wünscht uns Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann, inneren Frieden.
Wir feiern Ostern ... und einer tritt in unsere Mitte und wünscht uns Erfüllung:
"Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben", ... sagt Jesus von sich. (Joh 10,10)

Inneren Frieden, erfülltes Leben, Qualitäten, die wir dem Himmel zuschreiben.
Ich will mich über keine einzige Angst hinwegsetzten, die Menschen plagen kann, aber ich glaube, es liegt zu weiten Teilen an uns, ob wir dem Friedenswunsch Jesu eine Chance einräumen, ihm Glauben schenken, ob wir in einer Art "Daseins-Ergriffenheit" (Erfülltes Leben, S. 134) das Leben würdigen und den Himmel so ein Stück auf Erden holen oder ob wir das Leben bemängeln und unerfüllt nach dem noch Ausstehenden, dem Eigentliche Ausschau halten.

Ich wünsche Ihnen so sehr, dass Sie jedesmal, wenn Sie Ihr Glaube hierher führt, Sie im Innersten friedlich und erfüllt von hier weggehen dürfen. Der Welt täten Menschen, die himmlische Qualitäten, in sie hineintragen sehr gut. - Amen.

 

P. Bernhard Heindl SJ


Bild: Christus, Buxtehude, Heindl SJ

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