Die Früchte des Hl. Geistes

Predigt zum Nachlesen von P. Bernhard Heindl SJ

Symbol

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir können aufbrausen und poltern, manchmal will man auf den Tisch hauen, sich behaupten, durchsetzen, abgrenzen, widersprechen ... Manchmal geht es nicht anders! Anders gesagt: Es ist auch nicht der Welten Ende, wenn es mal mit uns durchgeht! Aber letztlich, davon bin ich überzeugt, wollen wir liebevoll, freundlich, gütig, treu, selbstbeherrscht sein ... Und mit diesem inneren Wunsch, diesem Verlangen sind wir nahe dran, am Heiligen Geist, am heutigen Fest, an Pfingsten.

Paulus nennt im Galaterbrief 9 Früchte des Hl. Geistes: Liebe – Freude – Friede – Langmut – Freundlichkeit – Güte – Treue – Sanftmut – Selbstbeherrschung (Gal 5,22).
Friede, Freude, ... genau! Ist das nicht zu romantisch, sträubt sich da nicht etwas in uns? Ist hier „Kitschgefahr" im Vollzug, wo man abwehrt, abwinkt und sagt: Nein, nicht mit mir! Und doch, ich glaube daran und ich spüre es als Sehnsucht nicht nur in mir, wir wollen gut sein, unsere Seele sucht Güte, nicht Härte - Liebe, nicht Haß - Freude, nicht Traurigkeit - Friede, nicht Krieg - Langmut, nicht Ungeduld ... und so könnte ich alle 9 Früchte des Hl. Geistes nochmals über deren Gegenteil durchbuchstabieren und habe die Vergewisserung:

Lieber etwas zu viel „Fruchtzucker" von den Früchten des Hl. Geistes, als die Bitterkeit des alternativen Furchtkorbs im Mund! Bitter werden, am Leben verbittern oder wenn ein bitterer Geschmack im Mund zurückbleibt, obwohl man das Leben genießen, verkosten möchte, es aber nicht gelingt. Was tun? Manche greifen zu Geschmacksverstärkern, Narkotika, Suchtstoffe gibt es viele, helfen tun sie meist nur vordergründig, oberflächlich. Manche suchen sich tiefergehende, profunde Hilfe. Ich finde es sehr gut, dass es eine Fülle von Dienstleistungen gibt, die wir unter Therapie, also unter Heilung zusammenfassen. Für mich ein humanwissenschaftlicher Fortschritt, ich sehe keine Konkurrenz in der Vielfalt der säkularen Heilungsmethoden.

Aber es gibt auch religiöse Heilmittel. Unsere Sakramente sind religiöse, göttliche Heilmittel, Stärkung für unsere Seele. In Schlüsselsituationen unseres Lebens wollen sie uns Gottverbundenheit vergewissern, inneren Halt geben.
- Taufe: Vergewisserung, wo wir herkommen und wo wir hingehen. Bei aller Erdenschönheit und hoffentlich Lebensfreude, unsere Herkunft und Heimat ist der Himmel! Taufe: Wir sind Kinder Gottes und haben bei Gott ein Zuhause über dieses Leben hinaus!
- Firmung: Leben wird mündig, muss, will eigenverantwortlich und doch hoffentlich nicht einsame Entscheidungen treffen. Firmung: Fürchte dich nicht, hab Mut! Gott unterfängt deine Entscheidungen, er steht deinem Glück nicht im Weg, im Gegenteil, er will, dass dein Leben über wachsende Entschiedenheit glückt!
- Ehe: Liebe, Treue, Verlässlichkeit sind unverbrüchliche Qualitäten Gottes. Mir scheint, Gott, unser Ursprung, hat diese Qualitäten als Sehnsucht in uns hineingelegt. Ehe: Bei allem Freiheitswillen, wir ersehnen das Gegenüber, auf das wir uns verlassen können, das uns wertschätzt, das uns, genau uns meint und liebt.

Sakramente, sie helfen, die Früchte des Heiligen Geistes in uns reifen zu lassen. Ein Sakrament, ein Heilmittel hierfür möchte ich noch erwähnen, weil es im Pfingstevangelium ausdrücklich erwähnt wird: das Sakrament der Buße. „Er hauchte sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten." (Joh 20,22f) Ein ungeheuerlicher, ein atemberaubender Auftrag! Es wird Kontinuität hergestellt: So wie der Schöpfergott einst, dem aus Staub und Erdboden geformten Menschen den Lebensatem in die Nase blies und so das Leben in ihnen erweckte, so haucht der Auferstandene die Seinen an, damit sie alle, die an Schuld leiden und zu verzweifeln drohen, über Sündenvergebung neu beleben können.

Jesus gibt den Seinen einen ungeheuerlichen Auftrag weiter, der ihm zu Lebzeiten zum Vorwurf und zur Todesgefahr wurde. „Dieser Mensch lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?" (Mk 2,7), so empören sich die Schriftgelehrten, als Jesus bei einer Heilung auch Sünden vergab. Er setzt sich mit Gott eins und das ist mit dem Tod zu bestrafen! Im Joh-Ev werden nicht nur einmal deswegen Steine aufgehoben, um Jesus einzuschüchtern (Joh 8,59; 10,31). Sündenvergebung, es ist und bleibt ein ungeheuerlicher Auftrag. Das Sakrament der Buße, erlebe ich es als Neuanfang? Glaube ich, dass der Schöpfergott mir mit diesem Sakrament einen neuen Lebensimpuls geben möchte, mich neu beleben möchte?

Für mich persönlich ist Beichtgnade wie ein „Lebensmittel", das mir Gott zur Verfügung stellt und dass wie jedes Lebensmittel hoffentlich aufgebraucht, zur Stärkung verzehrt wird, aber von dem ich weiß, wo ich Nachschub bekomme. Es geht mir nach einer Beichte besser. Etwas anderes zu behaupten, wäre meinerseits Gott gegenüber nicht fair! Ich spüre seine Gnade, inneren Frieden nach einer Beichte, aber nicht für immer. Meine Teufelskreisläufe holen mich wieder ein. Nicht wenige gehen deshalb nicht mehr zur Beichte, weil sie, mit Blick auf das Aufgezählte, die ewige Wiederkehrt des immer Selben ermüdet. Bringt das was? Und ist überhaupt Reue gegeben, wenn ich immer wieder das Selbe falsch mache?

Grundsätzlich: Beichte ist kein Unterhaltungsprogramm für Gott, das Abwechslung bräuchte! Gott sei Dank, überlege ich mir nicht je neu neue, unmögliche Spielarten von verfehltem Menschsein! Gott sei Dank, bleibt es mehr oder weniger in einem bekannten Rahmen, was da nicht in Ordnung ist! Es stimmt leider, der dauerhafte Ausstieg aus den meisten Teufelskreisläufen, die zu mir gehören, will mir nicht wirklich gelingen. Aber die Dinge, an denen ich immer wieder scheitere, nicht mehr zu erwähnen, lässt sie nicht besser werden! Ich glaube, Gott sieht Reue in meinem ehrlichen Benennen, in meiner Hilflosigkeit am Werk. Er erwartet keine Garantieerklärung, es bin ich, der die Geduld mit sich selbst verliert und fruchtlose Selbstbeschwichtigung - na, dann ist das halt so - dem schlichten Benennen, mit Hoffnung auf Veränderung vorzieht.

Pfingsten, Heiliger Geist, Frucht bringen, reifen dürfen. In den „Fruchtkorb" des Heiligen Geistes geschaut, was finde ich da:
Liebevoll - froh - friedfertig - geduldig - freundlich - gütig - verlässlich - rücksichtsvoll - selbstbeherrscht ... sein dürfen. Ich fürchte hier keinen Fruchtzuckerschock! Jedes einzelne Wort möchte ich mir auf der Zunge zergehen lassen! Wie schön wäre das, wenn mein Glaube diese Qualitäten in mir reifen ließe!

Frohe Pfingsten!

 

P. Bernhard Heindl SJ


Bild: unsplash, Jonas Kakaroto

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