Bilder, die wir verwenden, um andere zu charakterisieren, sind zeitbedingt. Als man das Fest Christus der König einführte, war das ein sehr sprechendes Bild für viele. Sie sahen, wie nach dem ersten Weltkrieg eine Monarchie nach der anderen zusammenbrach, und wollten sagen: Irdische Königreiche gehen unter; Jesu Königtum hingegen ist beständig. Irdische Könige und Herrscher lassen Menschen im Stich und für sich sterben; Jesus aber ist ein König, der uns nicht im Stich lässt. Er stirbt für uns und führt uns zum Leben. Auf ihn können und wollen wir uns unbedingt verlassen.
Ich weiß nicht, ob euch das Bild vom König etwas gibt. Heute denkt man dabei an Königsfamilien, die auf Glanzpapiermagazinen um die Wette strahlen... Ob uns dies hilft, Jesus Christus besser zu verstehen? Ich bezweifle es. Ich erzähle euch meine zwei Zugänge zum Fest.
Mein erster Zugang: Bei einer Taufe redete ich über die Salbung mit Chrisam, wo es heißt: „Du wirst nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, damit du für immer ein Glied Christi bleibst, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit." Es waren viele Kinder anwesend, und ich habe mit ihnen diese drei Titel erörtert: Priester, König und Prophet. Dabei fragte ich sie: „Was machen Könige?" Und ein Kind hatte sofort die Antwort bereit: „Könige schaffen an. Sie haben das Sagen." Könige haben das Sagen. Und dann frage ich mich: Wer oder was hat bei mir das Sagen? Wer regiert in mir?
Das ist ein Christkönigsfest: Wenn ich spüre, dass die Gnade Jesu Christi, die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes das Sagen haben: in meinem Leben, in meinem Denken, in meinem Tun und Lassen.
Mein zweiter Zugang: Ein Bild von Christus begleitet mich von Kindheit an. Es handelt sich um das Gemälde „The Light of the World" von William Holman Hunt. Bei „Licht der Welt" möchte man an ein gigantisches Flutlicht denken. Aber nein. Hunt malt einen Jesus als König, der in der Nacht mit einer Laterne vor einer Tür steht. Ein mildes Licht geht von ihr aus. Er klopft an die Tür, die schon etwas zugewachsen ist. Es fällt auf, dass die Tür außen keine Schnalle hat. Sie lässt sich nur von innen öffnen. Dieser König ist in gewissem Sinn ein Antikönig. Denn Könige klopfen gewöhnlich nicht an. Sie treten einfach ein. Jesus aber klopft sanft an unsere Tür und lauscht. Er ist König, weil er frei ist, und er macht auch uns zu König:innen, indem er unsere Freiheit unbedingt achtet.
Es ist sehr passend, wenn uns zum heutigen Fest Jesus am Kreuz inmitten von zwei Mitgekreuzigten vor Augen gestellt wird. Gerade da, wo führende Männer Jesus verlachen, findet einer von ihnen zu ihm. Gerade da, wo Soldaten Jesus verspotten, fängt einer an, ihn ernst zu nehmen. Gerade da, wo Jesus sich in äußerster Schwäche befindet, beginnt einer ihm nachzufolgen. Nie war die Freiheit, sich zu ihm zu bekennen, größer.
Das ist ein Christkönigsfest: Wenn ich mich in ganzer Freiheit ihm überlassen kann.
Bruno Niederbacher SJ
Bild: "Light of the world" von William Holman Hunt (1827-1910)
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Jesuitenkirche Innsbruck