Liebe Schwestern und Brüder!
Lange ist's her, eine kleine Begebenheit aus meiner Berliner Zeit. Ich bin nach Weihnachten bei einer Familie mit 3, damals noch kleinen Kindern, eingeladen. Ich klingle, Mateo, der Jüngste, 5 Jahre, reißt förmlich die Tür auf, strahlt mich erwartungsvoll an und fragt: „Hast du mir auch Geschenke mitgebracht?" Aus der Wohnung höre ich ein empörtes, väterliches: „Also, Mateo, jetz' is' aber gut!" - Ich hatte Gott sei Dank Geschenke mitgebracht.
Es ist rührend zu sehen, wie Künstler die Begegnung zwischen dem Jesuskind und den Heiligen Drei Königen ausmalen. Häufig gemalt, fremdelt das Jesuskind selten. Es gibt Darstellungen, wo es eher schüchtern die Huldigungen über sich ergehen lässt. Aber meistens ist es selbstbewusst kindlich dargestellt.
Bei Gentile da Fabriano z.B. tätschelt das Jesuskind ruhig den Kopf des vor ihm knienden Königs, der etwas ungelenk hingebückt einen Fußkuss auszuführen versucht.
Und in einer Darstellung von Albrecht Altdorfer wühlt das Jesuskind selbstvergessen, sich über sein Geschenk freuend, mit speckigen Babyärmchen in der Schale mit Goldmünzen. Ganz Kind, fasziniert von seinem Geschenk, die Welt drumherum, der König, der feierlich die Schale hält, alles unwichtig!
Es heißt, wären es drei Königinnen gewesen, hätte Maria sinnvollere Geschenke bekommen. Geschenke, die eine Wöchnerin besser hätte brauchen können.
Über die kleine Ironie eine doch bedenkenswerte Frage: Welches Geschenk mache ich Christus, bringe ich ihm? Welches Geschenk macht Sinn?
Will ich mich aus der Affäre ziehen, antworte ich: Gott braucht keine Geschenke! Was könnte ich ihm geben, was er nicht schon hätte?
Zu leicht, zu bequem! Ein Geschenk will Freude machen und drückt Wertschätzung für den Beschenkten aus.
Gott erfreuen wollen, ... zu kindlich gedacht für erwachsene, mündige Christen?
Gott Wertschätzung zeigen wollen, ... ein müßiges Unterfangen vergangener Zeiten?
Ein Geschenk, dass Sie ihm schon gemacht haben, ist: Seinem Wunsch nachgekommen, im wahrsten Sinne des Wortes nach-gegangen zu sein.
Sie haben ihm mit Ihren Füßen, wie die Heiligen Drei Könige, ein Geschenk gemacht, Sie haben sich aufgemacht und sind zu ihm gekommen.
„Tut dies zu meinem Gedächtnis". Das, was wir hier feiern, ist sein Wunsch. Biographisch gesehen, sein letzter, also sein Herzenswunsch.
„Tut dies zu meinem Gedächtnis". Denkt gemeinsam ( - denn es ist ein Plural! -) an mich, schenkt mir so Glauben! Zu dieser Feier zu kommen heißt, Christus Glauben zu schenken.
Warum sollte ihn das nicht freuen, dass Sie seinem Wunsch aktiv nachgegangen, dass Sie heute hier sind?
Natürlich haben wir auch Wünsche und Hoffnungen an diese Feier. Alle, die auf eine Feier gehen, möchten, dass es ein gutes Beisammensein, eine schöne, eine erfüllte Zeit wird.
Wir bringen Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen mit, wir müssen nicht an uns „vorbeifeiern", um Gott groß sein zu lassen. Und doch ist es ein Gottesdienst, der uns zusammenführt. Gäste, die sich zu stark in den Mittelpunkt schieben, sich zu wichtig nehmen, sind einem Fest abträglich.
Ich kenne keine Darstellung der Heiligen Drei Könige, wo die Amtskollegen, samt beeindruckender Entourage, dem Königskind die gebührende Bedeutung nehmen. Bei aller Pracht, bei allem Prunk, mit denen Künstler die Szene ausmalen, ein Blick genügt, um zu verstehen, wer wem huldigt, wer Mittelpunkt des Geschehens ist.
Ehrfurcht erweisen, Ehrfurcht erweisen wollen. Religion macht nur Sinn, wenn wir als Menschen auf Transzendenz hin, auf den Überstieg unserer selbst, auf Öffnung für Größeres angelegt sind. Ehrfurcht, als Demütigung oder Herabwürdigung verstehen, nimmt uns etwas Edles. Wenn Transzendenzerfahrungen wesentlich zu uns gehören, dann ist uns Ehrfurcht, die Zurücknahme unser selbst, ein inneres Bedürfnis. Ehrfurcht, ein innerer Reflex, die Würdigung unserer Fähigkeit, Größeres über uns zu wissen. Größeres, das lohnt, gesucht zu werden, weil es Richtung und Halt gibt. Die Heiligen Drei Könige zeigen es uns: Staunend in die Knie zu gehen, sich in seiner Größere zurückzunehmen, weil man um Größeres weiß, kann würdevoll geschehen, ist kein sich Verbiegen. Wie behutsam, wie bedacht, wie respektvoll, wie liebevoll werden die Drei uns auf unzähligen Darstellungen kniend vor dem Jesuskind gezeigt.
Im Schlussgebet werde ich für uns alle beten dürfen: „Gott, ... erhelle unsere Wege mit dem Licht deiner Gnade, damit wir in Glauben und Liebe erfassen, was du uns im Geheimnis der Eucharistie geschenkt hast." Wenn Sie ein passendes Geschenk für Gott suchen, Sie haben bereits ein gutes gewählt! Natürlich, Sie könnten jetzt auch woanders sein, doch Sie sind hierherkommen und schenken Gott Glauben, Glauben an das Geheimnis der Eucharistie. Eucharistie, vielleicht können wir es nicht immer beschreiben, sagen, erklären, was uns zusammenführt, aber Gott eine Freude machen zu wollen, ist wahrlich nicht die schlechteste Motivation zusammenzukommen. - Amen.
Bild: Gentile da Fabriano, Detail
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Jesuitenkirche Innsbruck