Salz der Erde, Licht der Welt! Geht's noch größer?!

Predigt zum Nachlesen von P. Bernhard Heindl SJ, 04. Feber 2023

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Liebe Schwestern und Brüder!

"Wenn Dir Deine Träume keine Angst machen, dann sind sie nicht groß genug!" Diesen Satz hat ein Europaprovinzial einmal auf einem Ausbildungstreffen den jungen Mitbrüdern mit auf den Weg gegeben. "Wenn Dir Deine Träume keine Angst machen, dann sind sie nicht groß genug!" Beim heutigen Evangelium kam mir dieser Satz wieder in den Sinn. Denn das ist ja atemberaubend, was da Jesus den Seinen sagt: "Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt!"
Passt diese Ermutigung Jesu in eine Zeit, in der Kirche gesellschaftlich gesehen eher kleine Brötchen backt?
Passt diese Ermutigung Jesu in eine Zeit, in der Glaube zu einer stillen Privatsache geworden ist, die man eher für sich behält?
Passt sie in eine Zeit, die „Missionsgeist" ebenso fürchtet wie der Teufel das Weihwasser?

Kurz in den Kontext geblickt, wo steht das heute gehörte Evangelium genauer bei Matthäus? Die Sätze vom Salz der Erde und vom Licht der Welt, sie eröffnen die Bergpredigt, die Magna Carta des Christentums, die weit über das Christum hinaus Beachtung, Resonanz findet, weil es einfach sehr, sehr wünschenswert wäre, wenn wir auch nur eine Spur davon verwirklichen könnten!
Letzten Sonntag, da haben wir den unmittelbaren Anfang der Bergpredigt gehört: Als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich und begann zu reden.
Und er hebt mit den Seligpreisungen an. Die Seligpreisungen, Worte, die auch nach 2000 Jahren Menschen noch zu Herzen gehen, Menschen, die einfach nicht glauben können, dass drauf- und zurückhauen und raffen!, eine Lebensmaxime sein soll, Menschen, die für sich und die Welt eine andere Lebenseinstellung erhoffen und ersehnen, die Egoismus überwinden wollen. Man kann diesen großartigen Text aushebeln und sagen: Welche Utopie! Zu schön, um wahr zu sein, unmöglich umsetzbar! Grundsätzlich: Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschheit Texte dieser Art braucht, wenn sie nicht verrohen will!

Jesus preist alle glücklich, die sich nicht zum Nabel der Welt erklären, er tröstet all die, von denen die Welt leicht und schnell sagt: Ihr müsst ja nicht ganz bei Trost sein, so zu handeln, das mit euch machen zu lassen! Die Seligpreisungen sind eine Trostrede und im Rückblick, wie erbärmlich wäre es um uns bestellt, wenn in dunkelsten Zeiten von Menschheit Menschen nicht ausgeschert wären und motiviert über ihren Glauben, sich anders, utopisch anders verhalten hätten? Was wären wir ohne eine Franziska und Franz Jägerstätter, was wären wir ohne Hans und Sophie Scholl?

Die Seligpreisungen, Jesus tröstet alle, die sich nach Menschlichkeit, nach Alternativen gelebten Menschseins sehnen! Aber Jesus belässt es nicht beim Trost allein, das wäre betulich. Er sagt den Seinen auch, dass er ihnen mit Gottes Hilfe unglaublich viel, ja, beängstigend viel zutraut! Denn auf die Seligpreisungen, da kommt dann sofort das, was wir heute gehört haben: "Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt!" Das heißt für mich: Versteckt euch nicht mit eurem Glauben, zieht euch nicht in Winkel- und Privatveranstaltungen zurück! Die beiden Bilder, Salz und Licht, was sagen sie mir?

Licht:
Bei der Taufe wird den Eltern gesagt: "Christus, das Licht der Welt, hat ihr Kind erleuchtet. Es soll als Kind des Lichtes leben, sich im Glauben bewähren und dem Herrn und allen Heiligen entgegengehen, wenn er kommt in Herrlichkeit." Das ist eine wunderschöne Zusage und ein schöner Auftrag. Der Glaube, er will, dass wir als helle, freundliche Menschen durch's Leben gehen. Ein unspektakulärer Missionsauftrag: Seid über euren Glauben helle, freundliche Menschen. Lasst euch immer wieder herauslocken, aus euren Schattenreichen und dunklen pessimistischen Ecken. Bringt das zum Leuchten, was euch Hoffnung gibt! Licht tut Not in der Welt, das ist für mich unleugbar, eine Nachrichtensendung genügt, um es wieder gewiss zu haben: Es gibt das Reich der Finsternis! Dem gilt es etwas entgegenzustellen, ... "damit die Menschen eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen".

Salz:
Salz ist ein Geschmacksverstärker. Ohne Salz bleiben die besten Zutaten schal. In jedem Kochbuch gibt's die berühmte Prise Salz und dann gilt's abzuwägen: Was ist zu viel, was zu wenig?
Man kann sich und anderen permanent mit dem Glauben die Suppe versalzen. Es gibt einen penetranten Missionsgeist, der auf die Nerven geht. Anderseits: Laufen wir derzeit Gefahr alles zu versalzen? Eher nicht und wer will schon eine schale Glaubenssuppe löffeln? Ein bisschen mehr Salz müssten wir nicht fürchten, wenn wir jemanden zum Mitessen einladen wollen. Was ist das Glaubenssalz, das ich gerne dazu geben würde, das Plus des Glaubens, das man ohne Glauben nicht hat? Für mich heißt das Glaubenssalz: Himmel! Ich würde die Erde gerne mit Himmel salzen!

Himmel: Jesus kommt nicht ohne Himmel aus! Nochmals: "... damit die Menschen eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen". Und davor in den Seligpreisungen: "Freut euch und jubelt. Euer Lohn im Himmel wird groß sein." Der Lohngedanke ist verpönt, man tut das Gute um des Guten willen, das muss genügen! Aber wenn das stimmt, warum fehlt's dann immer wieder an Gutem, denn die Welt ist mit Gutem ja noch nicht übersättigt? Fehlt doch ein Anreiz? Warum kreisen nicht mehr Rezepte für das Gute, das wir als Glaubende anzubieten haben?

Der Belohnungsgedanke im Glauben schmeckt uns nicht. Gut, dann nenne ich es Kooperation und Synergie: Mit dem Himmel kooperieren, damit das Gute siegt mit dem Himmel kooperieren, damit Entspannung eintritt. Denn ohne Himmel kommt große Anspannung in die Welt: Wir wollen alles und müssen es im Hier und Jetzt haben und zwar sofort, weil wir sonst leer ausgehen, weil ja nichts mehr kommt! Mit dem Himmel kooperieren, wäre eine Art Versicherung gegen Egoismus! Wir zuerst! Biblisch lässt sich diese Gesinnung, die ein moralischer und politischer Trampel losgetreten hat, nicht begründen!

Die Bergpredigt, die Magna Carta des Christentums, da sind ein paar gesalzene Worte dabei. Wir werden an den nächsten Sonntagen davon hören, wo man Jesus durchaus fragen könnte: Sag mal, willst Du uns die Suppe versalzen?! Doch bleiben wir noch beim heutigen Evangelium, es ist ein Vorzeichen für das, was kommt, das uns sagt: Jesus traut uns beängstigend viel zu und für mich ist er, versuche ich mir sein Gesicht bei dieser Rede auszumalen, der schmunzelnde Herzenskenner, blase und schale Ausreden gehen bei ihm nicht so leicht durch.

Er weiß, dass wir oft vor unserem eigenen Vermögen erschrecken. "Backt keine zu kleinen Brötchen, was sollen denn sonst die Menschen von Eurem Vater im Himmel denken!", so sehe ich ihn lächelnden, schmunzelnden vor mir, wenn er sagt, was wir heute gehört haben. - Amen.

P. Bernhard Heindl SJ


Bild: Jason Tuinstra via unsplash.com

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