Annäherung an ein Geheimnis

Predigt zum Nachlesen von P. Bruno Niederbacher SJ, Gründonnerstag 2023

Symbol

Annäherung an ein Geheimnis: Gründonnerstag 2023

„Und immer sind da Spuren deines Lebens,
Gefühle, Bilder, Augenblicke,
die uns an dich erinnern
und die uns glauben lassen, dass du bei uns bist."
Diesen Satz liest man oft auf Todesanzeigen. Spuren deines Lebens: Ich denke an die Couch am Balkon zuhause. Darauf saß mein Vater im Alter gerne und betrachtete, wie das Licht der Abendsonne den Berg emporwanderte. Ich denke an die Rohrzange in seiner Werkstatt. Unzählige Wasserleitungen reparierte er damit. Ich denke an die Sense im Geräteschuppen, mit der er täglich frisches Gras für seine Kuh mähte, und den Korb, mit dem er es in den Stall trug.
Und wenn ich heuer das Ostergrab in der Krypta besuche, werde ich an unseren langjährigen Mesner Tone Gantschnig denken. Es war seine Idee und sein Herzensanliegen, in den Kartagen dieses Grab mit seinen bunten Kugeln aufzubauen.
„Und immer sind da Spuren deines Lebens,
Gefühle, Bilder, Augenblicke,
die uns an dich erinnern
und die uns glauben lassen, dass du bei uns bist."
Jesus nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot und Wein in seine Hände: „Mein Leib für euch", sagte er im Kreise seiner Jünger, „mein Blut" und: „Tut dies zu meinem Gedächtnis." Seitdem sind Brot und Wein die bevorzugten Zeichen seines Lebens, seiner Gegenwart. Sie lassen uns glauben, dass er bei uns ist.
Brot und Wein stehen für Jesus, für diesen Menschen aus Fleisch und Blut, für sein ganzes Leben von der Geburt bis zum letzten Atemzug, für seine einzigartige, innige Beziehung zum Vater. Er bringt uns Gott nahe: mit seinen unvergesslichen Bildern und Vergleichen, mit seinem heilsamen Handeln, mit seinem Vergeben bis zum Schluss.
Er brach das Brot und sagte: „Mein Leib für euch." Es ist diese Hingabe, die wir feiern. Sie meint mehr als etwas geben. Sie meint sich selbst geben für andere. Sooft wir von diesem gebrochenen Brot essen und aus dem Kelch trinken, verkünden wir die Selbsthingabe des Herrn, bis er kommt. Wir verkünden, dass wir durch ihn und mit ihm und aus ihm leben. Und wir wünschen uns, dass wir in seine Hingabe hineinverwandelt werden, sodass auch unser Leben für andere nahrhaft sei wie Brot und erfreulich wie Wein. Ob wir nun als Eltern für unsere Kinder Sorge tragen und ihnen den Weg ins Leben zeigen, ob wir Kranke besuchen, pflegen oder heilen, ob wir Menschen aufrichten oder gar aufnehmen, ob wir jemanden vergeben oder um Verzeihung bitten...: Wo immer wir Gutes mit Hingabe tun, wo immer wir uns mit unseren Talenten schenken können, wo immer wir unser Herzblut geben, wo immer die Liebe und die Güte ist, ubi caritas et amor – da sind die Spuren seines Lebens, da ist er selbst unter uns, da sind wir sein Leib in dieser Welt. Amen.

 

P. Bruno Niederbacher SJ


Bild: Heindl SJ

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