31.07.2023 - Ignatiusfest

Predigt zum Nachlesen von P. Christian Marte SJ

Symbol

Mt 13,31-35 (Ex 32,15-24.30-34)

 

Wir haben gerade die Lesungen gehört,
die die Kirche heute in der Leseordnung vorsieht –
über das Goldene Kalb und über das Himmelreich.

Wie übersetzen wir das für uns, für unser konkretes Leben?

I.
Jesus erklärt den Menschen, wie man sich das Himmelreich, das Reich Gottes, vorstellen kann.
„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn ...".
„Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig ...".

Es brauchte also schon in der Zeit Jesu eine Erklärung,
wie das gehen soll mit dem Reich Gottes,
wie das gehen soll, dass es mit der Welt besser wird.

Das wünschen wir uns ja, dass es mit der Welt besser wird.
Wir bemühen uns, aber die Realität schaut schwierig aus:
Klima-Erwärmung, Krieg gegen die Ukraine,
Inflation, Künstliche Intelligenz.
In Umgang damit kommt Gott eigentlich nicht vor.
Wir wollen die Dinge selbst ordnen.

Und das überfordert viele Menschen.
Sie glauben, dass sie selbst nichts machen können
und fühlen sich ausgeliefert.
Das führt zu Aggression, Groll, einer gewissen Bitterkeit.
Andere wieder beten die Macht an,
verlassen sich auf ihre Kontakte und ihre wirtschaftliche Stärke – und landen dort, wo die Israeliten landeten:
bei der Anbetung des Goldenen Kalbes.

II.
Wenn wir als Christinnen und Christen im Vaterunser beten: „Dein Reich komme.":
Wie stellen wir uns das vor? Wie denkt und handelt Gott?
Was können wir uns von ihm abschauen?
Heute ausnahmsweise vier Punkte ????.

Gott denkt in Potentialen.
Das kleine Senfkorn kann zu einem großen Baum werden.
Eltern und Großeltern fragen sich auch manchmal:
Was wird aus diesem Kind werden?
Sie sehen, was möglich ist.
Sie helfen dem Kind, seine Potentiale zu entfalten.
Bruder Alois macht es auch so im Jesuitengarten:
Er gießt die Blumen und hilft mit, dass sie wachsen und blühen.
Gott denkt in Potentialen, in dem, was möglich sein wird.

Gott vertraut darauf, dass das Kleine große Wirkung hat.
Mit ganz wenig Hefe kann der ganze Teig aufgehen.
Kleine Ursache, große Wirkung!

Ein eindrucksvolles Beispiel ist für mich
die Entdeckung von Ignaz Semmelweis.
Er war Arzt in Wien und hat um 1850 am Wiener AKH entdeckt, dass auf der Geburtenstation die Sterblichkeit zurückgeht, wenn sich die Ärzte und Hebammen
vor der Geburt die Hände waschen.

Das war bis dahin nicht üblich.
Semmelweis war Wissenschafter,
er hat genau beobachtet.
Durch diese kleine Intervention: „Händewaschen für alle" hat er die Lebenserwartung für uns alle um viele Jahre gesteigert.

Kleines hat große Wirkung – darauf vertraut Gott,
und darum hören wir das Gleichnis vom Sauerteig.
Ignaz Semmelweis
hat heute übrigens seinen Namenstag: Ignatius ????.

Gott handelt – und wir wirken mit.
Wir müssen nicht alles selbst machen,
wir können auch mit dem Wirken Gottes rechnen.
Wenn wir alles selbst machen wollen,
dann überfordern wir uns.

Das sehe ich bei manchen, die sich für den Klimaschutz engagieren. Wir müssen alles tun, was geht –
und wir alle sollen mitmachen.
Aber letztlich ist die Welt in Gottes Hand.
Ohne diese Perspektive geraten wir in Hoffnungslosigkeit,
in Panik oder ins Burn-out.

Und schließlich: Gott handelt, er handelt durch Menschen.
In der vergangenen Woche war ich wieder
in der Ukraine und habe gesehen:
Die Menschen dort vertrauen auf das Wirken Gottes,
und sie sehen es in den vielen kleinen und großen Hilfen.

Wir wollen heute auch mithelfen: die Kollekte heute
erbitten wir für die Hilfe der Jesuiten für die Ukraine.

III.
So kann man sich das Reich Gottes vorstellen –
so können wir mitwirken.
Jede und jeder von uns hat Möglichkeiten.

Wir sagen ja immer wieder ganz leicht:
„Da kann man nichts machen."
Das stimmt manchmal,
aber oft ist es eine Ausrede oder eine Lüge.

Denken Sie an Mose heute in der Lesung.
So ein Murks, das mit dem Goldenen Kalb.
Er geht zu Gott und bittet für die, die das angestellt haben: „Jetzt nimm ihre Sünde von ihnen! Wenn nicht, dann streich mich aus dem Buch, das du geschrieben hast."

Mose bittet für andere.

Das können wir auch tun:
Kleine Bitte, große Wirkung.

 

Amen

 P. Christian Marte SJ


Foto: Clyde-rs via unsplash.com


 

mitteilen

Share Tweet Mail Whatsapp Xing LinkedIn

Adresse

Karl-Rahner-Platz 2
6020 Innsbruck
+43 512 5346-0

Kontoverbindung: Jesuitenkolleg Innsbruck
Raiffeisen Landesbank Tirol
IBAN: AT35 3600 0000 0350 5500

Jesuit werden

Wir sind Ordensleute aus Leidenschaft für Gott und die Menschen.

mehr dazu

Suche

ImpressumSitemapDatenschutzPräventionKontaktLogin

Impressum
Sitemap
Datenschutz
Prävention
Kontakt
Login

Jesuiten-Logo

Jesuitenkirche Innsbruck

powered by webEdition CMS