Unerwartete Orte der Güte

Predigt zum Nachlesen von P. Christian Marte SJ

Symbol

 

Unerwartete Orte der Güte
Mt 5,1-12 (Jes 60,1-6)

Dieser Abschnitt aus dem Matthäus-Evangelium
gehört zu meinen liebsten Geschichten in der Heiligen Schrift.
Ich möchte heute gemeinsam mit Ihnen darüber nachdenken, wie wir mithilfe dieses Textes
unsere konkrete Welt heute sehen können.

So wie Matthäus die Geschichte von den Sterndeutern an den Beginn seines Evangeliums stellt, gleichsam als Notenschlüssel für alles, was dann folgt, so können auch wir
unser Leben deuten mit diesem so eindrucksvollen Text.

Wir stehen jetzt am Beginn des neuen Jahres –
und wir brauchen wohl alle gute Nachrichten.
Die Weltlage ist bedrückend.
Das ist eine Wirklichkeit, die man nicht wegbringt.
Es steht aber in unserer Freiheit,
wie wir uns zu dieser Weltlage, zu dieser Wirklichkeit verhalten.
Die Geschichte von den Sterndeutern
gibt uns da mehrere gute Hinweise.

Zuerst einmal die Freude über ein neues Kind!
Im Evangelium heißt es, dass die Sterndeuter „von sehr großer Freude erfüllt" wurden. Wir kennen das auch:
Wenn ein Kind in der Familie auf die Welt kommt –
was für eine Freude!
In der Familie beginnt gleichsam eine neue Zeitrechnung – so wie man auch die Jahre bis heute einteilt in
„vor Christi Geburt" und „nach Christi Geburt".
Die Geburt dieses kleinen Kindes in Bethlehem war ein Neubeginn in der Geschichte. Und zwar ein freudiger Neubeginn! Die Erinnerung an diese Freude
möge uns durch dieses Jahr tragen.
Zur Krippe kommen, zum Jesus-Kind kommen: das tun die Sterndeuter, die in der Tradition auch Könige genannt werden.
Diese Pointe in der Geburtsgeschichte Jesu
dürfen wir nicht übersehen:
Es kommen Hirten und Könige zur Krippe,
dazu Engel und Schafe. Und Ochs und Esel sind auch da.

Die gute Nachricht ist: Alle können zu Jesus kommen!
Es gibt niemanden,
der von der Güte Gottes ausgeschlossen ist.
So wie alle Menschen hier in die Jesuitenkirche zur Krippe kommen können. Es gibt keine VIP-Plätze an der Krippe,
man braucht keinen Mitgliedsausweis und keine Eintrittskarte.
Das Strahlen des neugeborenen Jesuskindes
ist auch heute für alle Menschen da!

Die Sterndeuter waren gemeinsam unterwegs.
Die Tradition spricht von drei Königen –
weil im Evangelium drei Geschenke erwähnt werden:
Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Gemeinsam haben sie sich auf den Weg gemacht.
Da war am Anfang wohl auch vieles unklar –
so wie bei uns am Jahresbeginn vieles unklar ist.

Gemeinsam haben sie dann ihr Ziel erreicht.
Wir kennen das ja bei uns auch: Große Vorhaben können wir nur gemeinsam voranbringen – und für ein gutes Wort,
das uns aufbaut, wenn wir „down" sind, sind wir dankbar.
Dann können wir wieder weitergehen –
dem Stern nach, als Gott-Sucherinnen und Gott-Sucher.

Die Güte Gottes findet sich an unerwarteten Orten.
Diese Erfahrung machen die Sterndeuter.
Sie kommen zum Palast in Jerusalem, treffen König Herodes und seine Entourage ... und merken: das passt nicht.
Die wissen zwar alles,
haben aber zugleich keine Ahnung vom wirklichen Leben.
Sie gehen nicht heraus aus ihrem Palast.

Die Sterndeuter ziehen weiter, nach Bethlehem –
und dort finden sie das Kind, das sie suchen:
an einem unerwarteten Ort.
Dass wir uns diesen Blick für die unerwarteten Orte der Güte auch im neuen Jahr erhalten – das können wir uns auch aus der Dreikönigs-Geschichte mitnehmen.

Wir Christinnen und Christen brauchen unsere Augen vor der Wirklichkeit nicht zu verschließen. Wir sehen die schwierigen und dunklen Seiten der Realität: bei uns selbst und in der Welt.
Aber das ist eben nicht alles
und braucht auch nicht der dominierende Eindruck sein.
Wir haben einen gewissen Entscheidungsspielraum, welchen Blick auf die Welt wir wählen. Die Sterndeuter-Geschichte
ist für mich eine Hilfe, meine Welt zu deuten.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch ein Gedicht aufsagen,
das ich in den letzten Tagen auswendig gelernt habe.
Es ist ein Gebet und beginnt auch mit dem Stern:

Stern, auf den ich schaue, - Fels, auf dem ich steh,
Führer, dem ich traue, - Stab, an dem ich geh,
Brot, von dem ich lebe, - Quell, an dem ich ruh,
Ziel, das ich erstrebe, - alles, Herr, bist du! Amen.

 

P. Christian Marte SJ


Bild: Nasa via unsplash.com

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