Taufe, Geborgenheit in Gott

Predigt zum Nachlesen von P. Bernhard Heindl SJ

Symbol

9. Januar, Taufe des Herrn (Lk 3,15–16.21–22)

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Weihnachten, Weihnachtszeit, dass ist hierzulande der Wunsch nach Schnee. Ich weiß nicht, in wie vielen Schlagern von einer weißen Weihnacht geträumt wird. Taufe des Herrn beendet die Weihnachtszeit und gefühlt müsste dieses liturgische Fest im Sommer liegen, denn, wenn wir uns - wie es der Hl. Ignatius bei Bibelstellen empfiehlt - den Schauplatz bereiten, ausmalen, dann sind wir in eine Badesituation hineingenommen: Die Menschen kamen zu Johannes an den Jordan und tauchten dort unter, badeten dort. Taufe kommt ja von tauchen, untertauchen. Die Taufe des Johannes war eine Bußtaufe, und nach dem Untertauchen war das Gewissen, das Herz erleichtert, die Seele befreit. Ich frage mich, wenn man da durch war, hat man dann noch etwas im Wasser geplantscht, innerlich erleichtert, froh? Vielleicht eine sonderbare Vorstellung, aber: Mir geht es nach einer guten Beichte immer so, Leichtigkeit, Unbeschwertheit, Freude stellt sich ein. Wie drücke ich die aus?! Vielleicht wäre Wasserplantschen gar nicht so schlecht.

Für mich war Wasser als Kind das „Element" der Leichtigkeit, Unbeschwertheit. Ich war als Kind eine sog. Wasserratte. Meine Eltern hatten mit anderen Familien ein kleines Seegrundstück gemietet, sonntags im Sommer waren wir immer dort und unsere Eltern mussten uns aus dem Wasser ziehen, freiwillig wären wir nicht rausgegangen. Unsere Lippen seien schon ganz blau, die Haut schrumpelig, Erwachsenenargumente, die einen als Kind nicht interessierten. Wasser war als Kind mein Element! Eigentlich sonderbar, weil ich einmal fast ertrunken wäre, wenn da nicht noch rechtzeitig ein Erwachsener dazugekommen wäre. Das hatte an meiner Wasserfreude nichts verändert. 

Die wurde mir später aus einem anderen Grund vergällt, als wir in der Schule Schwimmunterricht bekamen. Das neue Hallenbad, eine Errungenschaft meiner Heimatstadt (Martkredwitz), brachte Schwimmen auf den Lehrplan. Da habe ich das Element Wasser anders kennengelernt, nämlich als Konkurrenzarena: Wer schwimmt am schnellsten, wer springt am besten kopfüber vom Sprungbrett, wer taucht am tiefsten, um ins Wasser geworfene Gegenstände nach oben zu befördern! Die Leichtigkeit war weg, das Schwimmbecken war nicht zum Vergnügen da! Wasser war zur ernsten Angelegenheit geworden, in der man sich anzustrengen hatte!

Taufe, in Gott eintauchen, sich mit Leichtigkeit und Freude im Element „Gott" bewegen. Mir kommt immer ein Bibelvers aus der Apostelgeschichte in den Sinn, wo Paulus auf dem Areopag über Gott sagt: „... in ihm leben wir, bewegen wir uns, sind wir" (17,29). Ganz umhüllt, eingehüllt in Gott, das ist wie in Gott baden.

Wann verliert dieses Lebenselement „Gott" seine Leichtigkeit? Wann sitzt man als Getaufter - im Bild gesprochen -, lustlos auf der Bank am Beckenrand und begibt sich gequält ins Wasser, kreist lustlos und träge mit den Armen im lebensspendenden „Naß" Gott? Oder: wie kommt dem Glauben die Leichtigkeit abhanden? Sicherlich: es kann über Schreckmomente und über Enttäuschungen geschehen, in denen man fragt: Gibt es einen Gott?! Glaube kann aber auch über die Zeit als schlicht langweilig empfunden werden oder als trocken Disziplin- und Pflichtübung, bevor man sich von ihm verabschiedet. Aber: Stimmt das Bild, dass man als Glaubender/e schön diszipliniert in der Bahn zu schwimmen hat und dressiert wie ein kleiner Hund, nach Gegenständen taucht und diese apportiert? Ja, wenn' so ist, dann wäre ich auch lustlos!

Taufe, eine Kurzbeschreibungen: In Gott geborgen sein. Oder: von der Leichtigkeit und Lebensfreude des Glaubens, der Gottverbundenheit. Jesus hat übrigens nicht mit Wasser getauft - aber Menschen, die mit ihm in Berührung kamen, waren befreit, geheilt, heiter, gelöst. Es taugt nicht für hier und jetzt, das müssen Sie zu Hause in einem ruhigen Moment einmal überlegen: Ihre letzte Glaubenserfahrung, die Leichtigkeit, Zuversicht, Freude in Ihnen bewirkt hat? Und hören Sie nicht bei einer auf, es muss mehr solche Erfahrungen geben! Ich will es nicht glauben, dass Sie heute hier sind, weil Glauben eine ernste Angelegenheit ist und man einfach zu folgen, hierher zu kommen hat! Lebensgefühl Gott, Glaube: Ballast oder ein unbeschwertes, leichtes Lebensgefühl, weil umhüllt, ganz geborgen im Element Gott?

Im heutigen Ev. ist mir dazu noch etwas aufgefallen, ein Detail, es ist ja eine Berufungsgeschichte. Über Jesus öffnet sich der Himmel, eine Stimme spricht, Gott hat eine Botschaft an Jesus: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden." Diese Stimme gilt auch uns über Taufe! Du bist mein geliebte/r Tochter/Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.

Das Evangelium von heute ist eine Berufungsgeschichte, eine direkte Anrede, eine Zusage Gottes an Jesus. Oder: Das ist ein wunderschönes Komplement an Jesus, etwas ganz und gar Schmeichelndes! Ich hoffe, Jesus ging dieses Kompliment unter die Haut, ich hoffe, er hat es nicht abperlen lassen, sondern angenommen! Berufung: das ist zuallererst eine Zusage, ein Kompliment und erst später erfolgt ein Arbeitsauftrag. Oder noch besser: Der Himmel vertraut darauf, der so wohlwollend Angesprochene erkennt dann schon seinen Auftrag! Jesus hört bei seiner Taufe nicht: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden ... und jetzt bitte geh' und tu zuerst dies, dann das ... und schließlich jenes! Ja, los es wird Zeit, du bist immerhin über 30!" Jesus geht von dieser Taufe weg, hoffentlich beglückt, mit einer Zusage und ohne Arbeitsauftrag!

Sein Auftrag klärt sich dann, Jesus bekommt dafür Zeit: In der Wüste erfasst er, was zu tun und was zu unterlassen ist (Lk 4,1ff) und dann in seiner Heimatstadt spricht er seinen erkannten Auftrag aus: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe." (Lk 4,18ff)

Liebe Schwestern, liebe Brüder, Grundlage jeder Berufung ist die Taufe und die Taufe ist ein Kompliment Gottes an uns, das es zuallererst anzunehmen gilt: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter ... an dir habe ich Wohlgefallen gefunden."
Taufe, den Schauplatz bereiten, mir hilft da in meiner Vorstellungsgaben, meiner Phantasie ein Tag am Meer oder ein Sonnentag an einem Badesee:
Taufe, in Gott geborgen sein, ganz von ihm umhüllt, in ihm leben, sich bewegen, sein! Gott als erfrischendes Lebenselement!
Taufe, eine Zusage, ein Kompliment hören und annehmen können. Ich glaube, auf der Grundlage klärt sich dann wie von selbst, was zu tun ist, was Gott von einem im Leben will. - Amen.

 

 P. Bernhard Heindl SJ


Bild: Bernhard Heindl SJ

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