Beten, eine Sehnsucht ...

Predigt zum Nachlesen von P. Bernhard Heindl SJ

Symbol

13. März, 2. Fastensonntag (Lk 9,28-36)

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Es gibt sie, diese Momente, in denen wir spüren, dass alles in einem größeren Zusammenhang steht. Dass nicht wir der Maßstab der Dinge sind, sondern dass wir geborgen, aufgehoben sind in einem größeren Ganzen. All-Eins-Erfahrungen, Momente, die uns Sinnzusammenhänge erahnen lassen, die Frieden und Harmonie in uns auslösen. Die Schrifttexte, die wir gehört haben: zwei geheimnisvolle Begebenheiten, wo den Betroffenen Sinnzusammenhänge klar werden, wo über äußeres Erleben Innerliches sich klärt, zur Gewissheit wird.

Abraham: Über den Sternenhimmel, das nächtliche Firmament spricht Gott zu Abraham, dass er Zukunft hat, nicht alles aussichtslos und vergeblich ist, dass die Verheißung gilt, die er mit auf dem Weg bekommen hat, Stammvater eine großen Sippe, eines Volkes zu werden. Die 3 Jünger: Auf einem Berg reißt der Himmel auf, sie sehen Jesus in gleißendes Licht getaucht, eine Klarheit - das bibl. Wort ist: eine Herrlichkeit - ausstrahlend, dass jeder Zweifel schwindet, wer ihr Rabbi, wer ihr Meister ist.

Für die drei ein Moment großer Klarheit, auch wenn der Zweifel, nach diesem Gipfelerlebnis, sie gelegentlich wieder einholen wird. Auf dem Berg ist kein Platz für Zweifel und Petrus erfasst es und selbst wenn sein Vorschlag nicht umsetzbar ist, für immer auf diesem Berg bleiben zu wollen, ich verstehe ihn: vom Zweifel befreit sein, Klarheit und inneren Frieden spüren, dumm, wer da aufbrechen, weglaufen will!

Die Bibelausleger, die Exegeten, sagen: Die Verklärung Christi ist eigentlich eine Ostergeschichte, die im Evangelium nach vorne gerutscht ist. Der verklärte Christus, das ist eigentlich der Auferstandene und die Evangelisten erzählen diese Geschichte bewusst vor Jesu Leiden und Tod, um uns zu sagen, dass auch in unserem Leben das Licht von Ostern, das Licht der Ewigkeit mitunter aufleuchtet, aufstrahlt. Ostern, Auferstehung, Ewigkeit: Gott in großer, über jeden Zweifel erhabenen Klarheit sehen, spüren dürfen, offenbart bekommen.

Ich glaube, so ein „Osterwunsch", so eine Sehnsucht nach einer Ewigkeitserfahrung begleitet unbewusst oder bewusst unser Beten. Beim Beten innerlich zur Ruhe kommen dürfen, Momente der Klarheit zu erleben, Sinnzusammenhänge erahnen zu dürfen, vielleicht sogar eine All-Eins-Erfahrung geschenkt zu bekommen, wer hätte sich das beim Beten und Meditieren noch nicht gewünscht?

Für mich ist das ein nachvollziehbarer und unterstützenswerter Wunsch, den ich in Seelsorgegesprächen bei meinem Gegenüber immer wieder spüre und den ich niemand ausreden möchte. Ich will nur kurz anmerken, dass auch ein aufgewühltes und klagendes Herz, ein verzweifeltes Fragen nach dem Warum von diesem und jenem, also innere Stimmungen, die nichts mit Ruhe zu tun haben, ein echtes Gebet sein können. Doch Sehnsucht bleibt die Sammlung, die Einsicht, die Klarheit als Geschenk, als Frucht des Betens.

Ostern, das Licht der Ewigkeit schon zu Lebzeiten erleben dürfen, beten ist für mich der Königsweg dorthin. Die Dinge in einem anderen Licht sehen dürfen, im göttlichen Licht, ein Gebetswunsch, der immer wieder auch Erfüllung findet. Es ist kein hoffnungsloses Übungsunterfangen, es mag keine tägliche Erfahrung sein, aber es wird uns immer wieder geschenkt, dass wir beim Beten auf den geheimnisvollen Urgrund durchblicken dürfen, der unser Ursprung ist, dass wir hineingenommen werden in größere Sinnzusammenhänge, die uns friedlich aus dem Gebet hervorgehen lassen, dass Klarheit sich in unserem Inneren einstellt.

Für mich hervorhebenswert: Jesus hat sich zum Gebet auf den Berg zurückgezogen und die 3 mitgenommen. Vielleicht wollte er ihnen seinen Königsweg zu Gott eröffnen, ... aber die Jünger waren noch nicht bereit, es heißt:
Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht ...
Letztlich sympathisch und lehrreich: Beten fällt nicht vom Himmel, den Zugang muss man selbst nehmen, so wie Jesus, man kann von anderen sich vielleicht etwas abschauen, sich inspirieren lassen, aber man muss es selbst tun.
Meine Oma hat gebetet, sie ging in die Kirche ... - Wie oft habe ich diesen Satz in der Seelsorge gehört, wenn jemand neu anfangen wollte, mit Gott in Kontakt zu treten und sich über Vorbilder motivierte, Mut machte: Es könnte doch auch bei mir klappen! - Ja, warum nicht, warum sollte Gott keinen Einblick in Sinnzusammenhänge geben wollen, warum sollte er keinen inneren Frieden schenken wollen?

Im Tagesgebet, zu Beginn der Messe, durfte ich für uns alle beten:
Gott, du hast uns geboten,
auf deinen geliebten Sohn zu hören.
 Nähre uns mit deinem Wort
und reinige die Augen unseres Geistes,
damit wir fähig werden,
deine Herrlichkeit zu erkennen. Ja, deshalb kommen wir hier zusammen, um innerlich Nahrung zu erhalten und damit wir tiefer sehen lernen, dass unser Blick nicht getrübt bleibt von Oberflächlichem, sondern die Augen unseres Geistes Herrlichkeit sehen dürfen, die uns Frieden schenkt. - Amen.

 

P. Bernhard Heindl SJ


Bild: Dürer, betende Hände

mitteilen

Share Tweet Mail Whatsapp Xing LinkedIn

Adresse

Karl-Rahner-Platz 2
6020 Innsbruck
+43 512 5346-0

Kontoverbindung: Jesuitenkolleg Innsbruck
Raiffeisen Landesbank Tirol
IBAN: AT35 3600 0000 0350 5500

Jesuit werden

Wir sind Ordensleute aus Leidenschaft für Gott und die Menschen.

mehr dazu

Suche

ImpressumSitemapDatenschutzPräventionKontaktLogin

Impressum
Sitemap
Datenschutz
Prävention
Kontakt
Login

Jesuiten-Logo

Jesuitenkirche Innsbruck

powered by webEdition CMS