Begegnung mit dem Auferstandenen

Predigt zum Nachlesen von P. Robert Deinhammer SJ, 3. Sonntag der Osterzeit

Symbol

Das Bekenntnis zur Auferstehung Jesu von den Toten steht im Zentrum unseres Glaubens. Aber viele haben gerade damit große Schwierigkeiten. Auferstehung von den Toten ... wie soll man sich das vorstellen? Geht es da um die Reanimierung einer Leiche? Kann man das guten Gewissens für wahr halten? Würden wir uns mit dem Glauben leichter tun, wenn wir so wie die Jünger dem Auferstandenen leibhaftig begegnen könnten? Wenn wir von ihm angesprochen würden, wenn wir mit ihm Mahl halten könnten, in seiner Gegenwart, ganz nah bei ihm? Wie geschieht die Begegnung mit dem Auferstandenen? Gibt es vielleicht auch heute noch solche Begegnungen?



Auch für die Jünger war es nicht ganz einfach, den Auferstandenen zu erkennen. In den Evangelien heißt es immer wieder, sie sahen ihn und erkannten ihn doch nicht. Damit wird auf den Unterschied zwischen Glaubens- und Vernunfterkenntnis angespielt. Dem Auferstandenen konnte man auch damals nur im Glauben begegnen. Es geht nämlich um einen übernatürlichen Sachverhalt. Man hätte ihn zum Beispiel nicht fotografieren können, wenn zu jener Zeit schon Digitalkameras zur Verfügung gestanden wären. Ein Selfie mit dem Auferstandenen, das man dann auch anderen hätte zeigen könnte, das wäre nicht möglich gewesen. Denn die Auferstehung Jesu bedeutet ja nichts anderes als seine Gottessohnschaft angesichts des Todes: Jesus ist so sehr mit Gott verbunden, dass selbst der Tod ihn nicht herausreißen konnte aus seiner Gemeinschaft mit dem Vater. Gegen die Gemeinschaft mit dem allmächtigen Gott hat auch der Tod keine Chance. Gottes Liebe und Treue sind stärker als der Tod. Aber nur im Glauben können wir die Gottessohnschaft Jesu erkennen. Und nur im Glauben an die Botschaft Jesu können wir erkennen, dass wir mit ihm und um seinetwillen vom Vater unendlich geliebt sind, dass wir Anteil haben an seiner Gottessohnschaft. Und dadurch haben wir auch Anteil am Leben Gottes, an einem Leben, das selbst durch den Tod nicht zerstört werden kann. Göttliches Leben für uns sterbliche Menschen. Das ist Auferstehung. Nicht die zeitliche Fortexistenz eines reanimierten Leichnams.
Rose Ausländer, die österreichisch-ungarische Lyrikerin mit jüdischem Hintergrund, hat es in einem Gedicht einmal so ausgedrückt: „Auferstehung/vor seiner Geburt/war Jesus/auferstanden/sterben gilt/nicht/für Gott und/seine Kinder/wir Auferstandene/vor unserer Geburt"

Die Auferstehungsbotschaft ist und bleibt eine Zumutung. Man kann ihre Wahrheit nicht beweisen, man kann sie nicht einordnen. Auferstehung können wir so wie Gott nicht begreifen, sie ist größer als alles, was wir uns vorstellen können. Sie sprengt unsere mitgebrachten Kategorien. Man muss sie sich schenken lassen, auf Gottes Zusage vertrauen, ohne Absicherung. Das mussten auch die Jünger, die ersten Zeugen der Auferstehung.
Der auferstandene Herr kommt ihn ihre Mitte und spricht sie an: Friede sei mit euch! Nach allem, was geschehen ist. Sie haben ihn im Stich gelassen, fast alle sind weggelaufen, die absolute Katastrophe war eingetreten. Kein Wunder, dass die Jünger nun Angst haben. Aber Jesus spricht sie liebevoll an: Friede sei mit euch! Friede mit Gott, Versöhnung mit Gott. Das ist die Botschaft Jesu. In seinem Wort, in seinem Evangelium, begegnet er den Jüngern; er selbst, mit seiner ganzen Lebensgeschichte, mit seinem Tod am Kreuz, mit seinen Wundmalen an Händen und Füßen, nicht eine Chimäre, sondern Jesus selbst.
Jesus isst ein Stück gebratenen Fisch vor den Augen der Jünger. Mit diesem Bild soll ausgedrückt werden, dass die Begegnung mit dem Auferstandenen keine Einbildung, kein bloßer Gedanke, sondern ganz real ist, auch wenn sie nur im Glauben erfasst werden kann. Um ein abgegriffenes, aber wahres Wort zu bemühen: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die irdischen Augen unsichtbar. Wie schwer fällt es den Jüngern, mit dem Herzen zu sehen. Und wie schwer fällt es uns, mit dem Herzen zu sehen und das Wesentliche zu erkennen. Immer wieder bleiben wir an der Oberfläche hängen, immer wieder lassen wir uns von Nebensächlichkeiten ablenken und gefangen nehmen. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." sagt Jesus im Matthäusevangelium. Das ist ein Geschehen in Raum und Zeit und kein bloßer Gedanke; aber es muss den Jüngern aufgehen. So kommen sie zum Glauben.
Die Begegnung mit dem Auferstandenen führt zu neuem Verstehen. Alles erscheint nun in einem anderen Licht. „Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften." Auch damit soll ausgedrückt werden, dass die Jünger zum Glauben kommen. Diesen Glauben sollen sie bezeugen, für die ganze Welt.

Und wir? Wie begegnen wir dem Auferstandenen? Wer das Wort Gottes hört und diesem Wort vertraut, der begegnet dem Auferstandenen. Denn Jesus selbst spricht darin zu uns und schenkt uns seine Gegenwart. Wer den Leib und das Blut Jesu in der Eucharistie empfängt, der begegnet dem Auferstanden. Denn Jesus selbst teilt uns darin sein göttliches Leben mit. Im Wort und in den Sakramenten begegnen wir dem Auferstandenen. Zu jeder Zeit sind wir mit ihm verbunden, ganz real, aber nur für den Glauben erkennbar. Unsere Begegnung mit dem Auferstanden ist genauso wirklich, wie die der Jünger. Wir haben nicht weniger. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." Das gilt auch heute, das gilt auch für uns, hier und jetzt in der Jesuitenkirche in Innsbruck, in unserer konkreten Lebenssituation. Der Auferstandene ist mitten unter uns. Gott ist gegenwärtig und umfängt uns mit seiner bedingungslosen Liebe. Die Macht des Todes ist gebrochen, auch wenn alles dagegen zu sprechen scheint. Das darf uns immer wieder neu aufgehen. Und dafür dürfen wir Zeugen und Zeuginnen sein. Amen.

 

P. Robert Deinhammer SJ
Jesuitenkirche Innsbruck
14.4.2024 - 3. Sonntag der Osterzeit

 
Foto: Timon Studler via unsplash.com

 

 

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