Ignatius und Paulus
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich fliege bei dieser Pauluslesung aus dem Korintherbrief immer aus der Kurve: Nehmt mich zum Vorbild wie ich Christus zum Vorbild nehme.
(1 Kor 10,31-11,1)
Ist das mutig oder vermessen von Paulus, sich so unverblümt als Christus-Role-Model hinzustellen?! Es wirkt vollmundig auf mich.
Ob mutig, vermessen, vollmundig, natürlich weiß ich, es geht nicht ohne Vorbilder! Im Leben nicht und somit auch im religiösen Leben nicht! Natürlich ist Ignatius von Loyola in meiner Gottsuche, meiner Spiritualität ein Vorbild für mich und damit orientiere ich mich an einem, der letztlich klar sagt: Schaut her, so geht Christus-Nachfolge!
Das Exerzitienbuch ist nichts anderes als die Verschriftlichung eines Selbstexperimentes. Der Klappentext des Autors könnte lauten:
Nehmt dieses Büchlein, es ist ein zielführender Weg, wenn ihr Christus in eurem Leben auf die Spur kommen wollt. Und es ist alles durch meine eigene Erfahrung verbürgt!
Kurz: Christusnachfolge? Schaut, so hab ich's gemacht!
Paulus und Ignatius, wo kommen sie in ihrer Anleitung für Christusnachfolge überein? Paulus sagt: Ob ihr also esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes!
Ignatius hat als Leitspruch: (1.) Alles zur Größeren Ehre Gottes, omnia ad mai-orem Dei gloriam und: (2.) Gott suchen und finden in allen Dingen.
1. Alles zur größeren Ehre Gottes:
Ignatius hat im EB ein sog. Vorbereitungsgebet formuliert, das er vor jeder Betrachtung sprechen lässt:
Gott unseren Herrn, um Gnade bitten, damit all meine Absichten, Handlungen und Betätigungen rein auf Dienst und Lobpreis seiner göttlichen Majestät hingeordnet seien.
Eine beeindruckende Ausrichtung, das Gebet sprechen die Übenden 4 Wochen, 4 x am Tag! Denn es ist nicht selbstverständlich: die Lauterkeit der Motive! - Kompassjustierung, weil sonst nichts vorangeht!
Im Exerzitienbuch mahnt Ignatius: Jeder bedenke, dass er in allen geistlichen Dingen so viel Nutzen haben wird, als er aus seiner Eigenliebe, seinem Eigenwillen und Eigeninteresse herausgeht. (Nr. 189)
Selbstlosigkeit, der Motor auf dem geistlichen Weg! Selbstlosigkeit, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, für mich ist sie weit mehr Übungssache als natürlicher Reflex.
Selbstlosigkeit oder die Lauterkeit der Motive, das eigene Wollen und Wünschen nicht zu schnell mit Gott gleichzusetzen, sich zurücknehmen können, weil Gottes Gedanken nicht unsere sein müssen, wie der Prophet Jesaja eindrücklich allen Gottsuchenden ins Stammbuch schreibt (Jes 55,9), bleibt für mich Übungsfeld.
2. Gott suchen und finden in allem, ich möchte sagen: das ignatianische Motto schlechthin! Seinen Ursprung hat dieses Motto in einem Brief des hl. Ignatius an junge, in Coimbra studierende Jesuiten. Der Problemhintergrund: Das Studium des Ordnensnachwuchses drohte über ausgedehnte Gebetszeiten zu kurz zu kom-men. Der Obere von Coimbra wendet sich ratsuchend an Ignatius in Rom.
Ignatius lässt antworten: tägliche Messe, 1 h Gebet, Gewissenserforschung, alle 8 Tage beichten, kommunizieren, genügen! Denn, und jetzt O-Ton aus dem Brief:
Sie können sich darin üben, die Gegenwart unseres Herrn in allen Dinge zu suchen, im Umgang (Begegnung) mit jemand, im Gehen, Sehen, Schmecken, Hören, Verstehen und in allem, was wir tun; denn es ist wahr, dass seine göttliche Majestät durch Gegenwart, Macht und Wesen in allen Dingen ist. (Briefe und Unterweisungen, 350) P. Polanco, der 25 Jahre der Sekretär des Hl. Ignatius war fügt noch an: ... so haben wir es selbst an ihm, am hochwürdigen Vater Ignatius, gesehen! Das ist es wieder das Vorbild!
Die Lebenssynthese des Hl. Ignatius ist: in allem Gott begegnen, alles kann auf Gott hin transparent werden, Gott kann überall durchscheinen, weil seine Mäjestät durch Gegenwart, Macht und Wesen in allen Dingen ist.
Romano Gurardini schreibt in seinem wunderbaren Buch „Vorschule des Betens":
Die geistlichen Meister sagen, das Gebet müsse sich allmählich von den kurzen Zeiten aus, in denen es ausdrücklich geübt wird, über den ganzen Tag verbreiten. Wenn der Mensch im Laufe des Tages immer wieder an dieses stille, lebendige, zarte und zugleich mächtige Geheimnis (Gott) denkt oder zu ihm hinüberfühlt, so ist das ein echtes Gebet. Er braucht damit nicht vom täglichen Leben und Tun wegzugehen, denn es vollzieht sich ja gerade in diesem. (134f)
Liebe Schwestern, liebe Brüder, ich will nicht vollmundig wirken, aber ich verspreche Ihnen ein Doppeltes über Ignatius als Vorbild:
- Wenn Sie nicht müde werden, jede Gebetszeit mit einer kurzen Erinnerung zu beginnen: Lass mich nicht vergessen, dass es hier nicht nur um mich geht, sondern vor allem um Dich, kurz: Alles zu Deiner größeren Ehre, dann wird dieses Vorzeichen in Sie einsickern und Sie werden auf dem geistlichen Weg weniger mit angezogener Handbremse fahren.
- Und wenn Sie in Ihrem Alltag immer wieder zu Gott hinüberfühlen (Guardini), und dies als Gebet gelten lassen und nicht entwerten, indem Sie es gegen „echte", eigentliche Gebetszeiten ausspielen, dann wird Ihr Gottvertrauen und Ihre Geborgenheit in Gott wachsen.
Probieren Sie's aus, es ist nicht schwer, Sie werden eine Wirkung spüren, versprochen! Amen.
P. Bernhard Heindl SJ
News-Bild: Julian Hanselmaier via unsplash.com
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