"Meinen Bogen setze ich in die Wolken."

Predigt zum Nachlesen von P. Bernhard Heindl SJ, 1. Fastensonntag

Symbol

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Er ist in unzähligen Kinderzimmern auf der Tapete zu sehen: ein Regenbogen. In Pastelltönen ein beruhigender Wandschmuck mit der Botschaft: Alles wird gut! Gott setzt einen Bogen in die Wolken und biblisch ist das ein Hoffnungs-, ein Friedens-, ein Bundeszeichen, wie wir in der Lesung gehört haben. Ich vermute nicht alle Eltern wissen um die vorausgegangene Dramatik in der Bibel: Die Sintflut, die alles Leben auf der Erde hinwegrafft, auslöscht und die nur die Passagiere der Arche Noah überleben.

Der Himmel noch leicht dunkel vom abziehenden Regen, die Sonne schon da, Sonne trifft auf Regenwand, so ereignet sich das Naturschauspiel, zu dem alle aufschauen und begeistert mit dem Finger zeigen: Da, schau, ein Regenbogen! In den Betrachtern Erleichterung: Die Bedrohung ist vorbei, Naturgewalten beruhigen sich, alles wird gut! - Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!, so Jesus. Das heißt für mich, nochmals verkürzt: Alles wird gut! Und das muss Jesus auch ausgestrahlt haben. Ich kann es mir nicht anders vorstellen, Menschen mit Sorgen, Ängsten, in Nöten, mit Schuldbewusstsein suchten seine Nähe, weil er ausstrahlte: Alles wird gut!

Gott erneuert seinen Bund in Jesus. Wir hörten die ersten Worte Jesu im Markusevangelium, eine seiner letzten Worte sind:
Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Amen, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von Neuem davon trinke im Reich Gottes. (14,24f) - Jesus ahnt, er weiß, was kommt, man wird ihm Gewalt antun. Der Tötungsplan der religiösen Autoritäten kann ihm nicht verborgen geblieben sein. Und doch, er lässt sich die Hoffnung nicht nehmen, er gibt als Bundesmittler nicht auf, er glaubt fest an das Reich Gottes! Alles wird gut, ... seine Botschaft an die Seinen bis zum Schluss!

Jesus ist der neue Bundesmittler, der eine bekannte Botschaft neu und so eindringlich vermittelt, das sie nicht noch eindeutiger wiederholt werden kann! Folgt man den Zeitabläufen der Bibel, dann ist der Noahbund aus der Lesung, den Gott mit dem Bogen am Himmel besiegelt, der erste. Es folgt der Bund mit Abraham und der Bund am Sinai, über die 10 Gebote vielleicht der bekannteste der drei. Aber bereits im ersten Bund mit Noah fällt die entscheidende Aussage: Nie wieder. Gott geht eine Selbstverpflichtung ein: Nie wieder will er der Versuchung nachgeben, alles Lebendige auf der Erde zu vernichten! Und er vergewissert es dreimal, dreimal hörten wir in der Lesung: Nie wieder! (Gen 9,11.15)

Ein Gott, der gegen Versuchungen ankämpft, den es reut, den Menschen geschaffen zu haben, als er sieht, zu welcher Bosheit der Mensch fähig ist, hieß es vor der Sintflut (Gen 6,5), ... was ist das für ein Gott? Das Alte Testament überträgt menschliches Empfinden und menschliche Eigenschaften auf Gott und diese anthropomorphe Rede von Gott kann befremdlich wirken. Mir ruft sie je neu in Erinnerung, dass wir nicht an ein abgeklärtes höchstes Wesen glauben, das den Gang der Dinge unbeteiligt verfolgt, sondern an einen leidenschaftlichen Gott, der dann in seiner Leidenschaft für seine Geschöpfe selbst Mensch wird, sich einmischt, um nochmals zu verdeutlichen, wer, wie er ist!

Nie wieder, die Selbstverpflichtung Gottes ist in Jesus erneut und so eindringlich beglaubigt, dass sie keinen neuen, noch tiefer gehenden Ausdruck finden kann! Jesus, der Bundesmittler, er gibt Einblick in das Wesen Gottes, dem Bosheit wesensfremd ist. Die Versuchungen Jesu in der Wüste, die wir im Evangelium gehört haben, sie sind die Nagelprobe, ob Jesus der richtige Mittler ist. Oder sie sind für uns die erzählerische Vergewisserung, dass er der richtige Mittler ist! Einer, dem das Böse nicht beikommen kann, ist der glaubwürdige Mittler für die Botschaft: Alles wird gut!

Wir sprechen Gott Allmacht zu und projizieren unsere Allmachtsphantasien auf Gott. Allmacht ohne Gewaltausübung geht das? Die Mächtigen, die „Allmächtigen" dieser Erde, warum fürchten wir sie? Weil sie uns Gewalt antun können! Gottes Selbstverpflichtung schließt Gewaltanwendung aus und wir bleiben verunsichert zurück, wie Allmacht dann zu verstehen ist? Ein Gebet im Messbuch versucht es auszuformulieren. Es sagt, Jesus hat uns erkennen lassen, wie Gott ist, nämlich: groß in seiner Huld für seine Geschöpfe, gewaltig in seiner Hoheit, wehrlos in seiner Liebe. - Gewaltige Hoheit und wehrlose Liebe, für unsere irdischen Allmachtsvorstellungen paradox und doch gibt es die tiefe Sehnsucht in uns, das Gott genau so ist! Es gibt die Sehnsucht in uns, dass Liebe die höchste Macht ist und alle Bosheit entmachtet!

Wie ein Naturschauspiel es schafft, diese Sehnsucht in uns zu stärken, weiß ich nicht. Aber ich glaube, alle Menschen, die erfreut sagen: Da, schau, ein Regenbogen!, ... empfinden zugleich: Alles wird gut! Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden ... Gott weiß, wie er die Sehnsucht nach sich, ... nach dem Guten in uns wach halten kann. - Amen.


Bild: Heindl SJ

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