Predigt vom 7. Juni 2020 zum Nachlesen

von Robert Deinhammer SJ

Symbol

Dreifaltigkeitssonntag

Ex 34, 4b.5–6.8–9
Joh 3, 16–18

Es ist eigentlich seltsam, dass es im liturgischen Kalender ein eigenes Hochfest der Dreifaltigkeit gibt. Jeden Sonntag feiern wir ja die Dreifaltigkeit Gottes. Und jeden Tag, jeden Moment unseres Lebens, dürfen wir Christen an den dreifaltigen Gott glauben, in ihm verwurzelt sein. Die Dreifaltigkeit Gottes ist das Grundgeheimnis unseres Glaubens. Wir werden getauft auf den drei-einen Gott. Wir beginnen unsere Gebete „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Das muss doch extrem wichtig sein, geradezu das Eingangstor zu allem anderen. Und dann sagt man oft, dass man das überhaupt nicht verstehen könne – besonders in Predigten am Dreifaltigkeitssonntag. Ist die Dreifaltigkeit vielleicht ein unlösbares Rätsel oder gar widersprüchlicher Unsinn, den man einfach schlucken muss? Wahr ist, dass man ein Glaubensgeheimnis nicht an der Welt ablesen kann, sondern es durch Gottes Offenbarung mitgeteilt bekommen muss. Aber wenn Gott uns etwas zu sagen hat, dann will er doch verstanden werden. Wie sollte die Glaubensbotschaft unser Herz gewiss machen, wenn wir sie gar nicht verstehen könnten?

Aber wie ist das nun wirklich? Glauben wir Christen an drei Götter? Oder doch nur an einen, der sozusagen in drei unterschiedlichen Masken auftritt? Was bedeutet die Dreifaltigkeit Gottes für uns, für unser konkretes Leben?

Im Glauben an den dreifaltigen Gott geht es darum, wie man Gottes Absolutheit mit seiner Zuwendung zur Welt vereinbaren kann. Gott ist der Schöpfer des Himmels und der Erde, der Schöpfer der ganzen Wirklichkeit. Nichts kann ohne ihn sein. Er ist größer als alles, was wir denken können. Und als solcher wohnt er im unzugänglichen Licht, wie die Bibel sagt. Von der Welt her gesehen ist Gott verborgen, abwesend. Wie kann es dann mit diesem Gott Gemeinschaft geben? Die Antwort, die wir Jesus verdanken, lautet: Die ganze Welt ist einbezogen in eine Liebe von Gott zu Gott, in die ewige Liebe des Vaters zum Sohn, die der Heilige Geist ist. Jesus nimmt uns hinein in sein Verhältnis zum Vater. Darin besteht die „Rettung", von der wir im Johannesevangelium gehört haben. Gott schenkt sich seinem Geschöpf, indem er es aufnimmt in sein eigenes dreifaltiges Leben. Nur in dieser Weise können wir Menschen mit Gott Gemeinschaft haben. Und darin erfüllen sich auch endgültig alle Verheißungen Gottes an Israel.

Vielleicht kann man es so verdeutlichen: Gegenseitige Liebe gibt es nur unter Gleichen, unter Gleichrangigen. Wenn sie zum Beispiel ein Haustier sehr gern haben, ihren Pudel vielleicht, dann kann es sich dabei doch niemals um gegenseitige personale Liebe handeln. Sie sind ein Mensch, und der Pudel ist eben ein Pudel. Der Unterschied ist einfach zu groß. Das gilt noch viel mehr für unser Verhältnis zu Gott. In unserer bloßen Geschöpflichkeit können wir von Gott nicht auf Augenhöhe geliebt werden. Der Unterschied zwischen dem Geschöpf und dem Schöpfer ist einfach zu groß. Wir sind endliche Geschöpfe, er ist der unendliche Gott. Als bloße Geschöpfe stehen wir zu Gott bestenfalls in einem Verhältnis von Sklaven zu einem wohlwollenden Herrscher. Der Herrscher mag noch so wohlwollend sein, aber das ändert nichts daran, dass wir ihm nicht auf Augenhöhe begegnen können. Zwischen Geschöpf und Schöpfer kann es keine gegenseitige personale Liebe geben, wenn eine solche Liebe nur unter Gleichen, unter Gleichrangigen möglich ist.

Vor diesem Hintergrund verkündet nun Jesus Gott als liebenden Vater. Jesus ist der menschgewordene Sohn, gleichen Wesens mit dem Vater und von Ewigkeit her von ihm geliebt. Der Vater liebt den Sohn im Heiligen Geist, mit göttlicher Liebe, auf Augenhöhe. Und Jesu Botschaft ist, dass wir an dieser Liebe teilhaben. Wir werden aufgenommen in diese Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn. Gott macht uns zu seinen Kindern, ihm gleichrangig, er erfüllt uns mit seinem Heiligen Geist, damit er uns in göttlicher Weise lieben kann, und wir ihn, auf Augenhöhe.

Aber ist jetzt Gott einer oder doch drei? Nun, die eine unbegreifliche göttliche Wirklichkeit existiert von Ewigkeit her als Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist: Eine Natur in drei Personen. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind unterschiedliche Weisen der Selbstpräsenz Gottes, nämlich Relationen Gottes auf sich selbst. Gott besitzt sich selbst als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist, und dies jeweils ganz. Das ist zwar nicht logisch schwierig, aber es wird nur im Glauben an die Offenbarung als wahr erkannt, weil es unser natürliches Erkenntnisvermögen völlig übersteigt. Man muss dabei bedenken: Von der Dreifaltigkeit Gottes zu sprechen ist nur dann sinnvoll, wenn es zugleich um unser eigenes Verhältnis zu Gott geht: Wir stehen gemeinsam mit Jesus vor Gott.

Konkret heißt das: Gottes Liebe zu mir hängt nicht von meinen Qualitäten und von überhaupt keinen Bedingungen ab. Ich kann mich auf sie unter allen Umständen verlassen, im Glück und auch im Leid, im Leben und im Sterben. Ich habe in alle Ewigkeit mein Zuhause in Gott, nichts wird daran etwas ändern. Ich kann aus einem letzten Vertrauen leben. Darin wurzelt alle wahre Freiheit, die Freiheit der Kinder Gottes. Der Vater hört in meinem Beten die Stimme seines Sohnes. So kann ich gewiss sein, dass mein Gebet den unendlichen Gott erreicht.

Meister Eckhart hat das einmal so ausgedrückt: „Gott hat nur eine Liebe. Mit derselben Liebe, mit der der Vater seinen eingeborenen Sohn liebt, mit der liebt er mich." Über diese göttliche Liebe kann ich nur gleichnishaft in Bildern sprechen, die aus meiner ganz persönlichen Erfahrung von mitmenschlicher Liebe stammen.

Dreifaltigkeit Gottes, die Mitte unseres Glaubens. Keine abgehobene Spekulation, sondern Ausdruck dafür, dass Gott Liebe ist, dass der Gott und Vater Jesu auch unser Gott und Vater ist. Amen.

Robert Deinhammer SJ, Jesuitenkolleg Innsbruck

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